Thema: Blick auf Fertigboxen



Der Markt der Lautsprecherboxen ist so unüberschaubar wie kaum ein anderer Bereich der HiFi-Komponenten. Dabei gehen die Preise von wenigen hundert EUR bis in fünfstelligen Bereich. Der passionierte Selbstbauer schaut hier auf Konzepte, die nicht so ohne weiteres selbst zu verwirklichen sind oder ansonsten wegweisend sind für das Ziel des unverfälschten Hörens.

An erster Stelle ist hier ein Lautsprecher zu nennen, der Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre von sich Reden machte, aber leider über ein Nischendasein nicht hinauskam. Es handelt sich um den Vollbereichs-Punktstrahler der Firma Pfleid Wohnraumakustik (EUR 1.600 pro Paar, 1994).
 Es handelt sich dabei um ein Breitband-Lautsprechersystem, das durch seine spezielle Konstruktion den Bündelungseffekt bei hohen Frequenzen vermeidet und bei der Größe einer Kompaktbox (25x37x20 cm) eine Baßwiedergabe bis 35 Hz hinunter hervorbringt. Ermöglicht wird dies durch eine spezielle Elektronik, die zwischen Vor- und Endverstärker geschaltet in Form einer Vorausregelung das Amplituden- und Phasenverhalten des Lautsprecherchassis korrigiert. Alle anderen Mehrwege-Lautsprecher mit übereinander oder symmetrisch angeordneten Teilbereichs-Chassis besitzen teilweise erhebliche Klangverfälschungen. Bei der Konstruktion werden sie in der Regel auf einen linearen Amplitudenverlauf (gemessen an einem Punkt) optimiert. Bedingt durch die unterschiedlichen Laufzeiten, akustische Bündelungswirkungen und Auslöschungseffekte ergeben sich aber an jedem Meßpunkt im Hörraum andersartige Fehler und ein verfälschter Höreindruck.
Einen weiteren Beitrag zur Klangverfälschung leisten die in Mehrwege-Lautsprechern zwangsläufigen Frequenzweichen, deren zwangsläufige Phasenfehler mit steigender Ordnung noch zunehmen.

Die Firma Pfleid beschränkt sich mittlerweile auf die Auswertung Ihrer Patente und stellt keine eigenen Lautsprecher mehr her. Ein Lizenznehmer ist die Firma Voicepoint. Die Lautsprecher gibt es ab 4.000 EUR pro Paar.

 

Pfleid-Box

Ein weiteres innovatives Konzept bietet der Manger-Schallwandler. Bei ihm handelt es sich um einen Biegewellenwandler. Auch stellt im Grunde ein Vollbereichs-Chassis dar, da er ab 100 Hz bis über 20.000 Hz einsetzbar ist und somit als punktförmige Schallquelle wirkt. Das System von ca. 20 cm Durchmesser ist als Einzel-Chassis erhältlich, mittlerweile aber auch in Fertigboxen bzw. Bausätze (Zerobox 105/107/109) eingebaut. Im Baßbereich werden ein oder mehrere Manger-Schallwandler von Konus-Tieftönern unterstützt. Wegen der niedrigen Ankoppelfrequenz von um 100 Hz können keine hörbaren Phasenfehler auftreten. Durch die relativ große Membran kommt es außerhalb der senkrechten Achse bei höheren Frequenzen zu Interferenzen und damit zu Auslöschungen. Insofern ist also das Rundstrahlverhalten nicht ganz gleichmäßig, jedoch die räumliche Auflösung überwältigend.
Je nach System-Bestückung liegt der Preis für ein Paar Manger zwischen EUR 2.500 und 5.000.

Zerobox 107

 

Erst durch den zunehmenden Einsatz der digitalen Signalverarbeitung auch in der HiFi-Technik wurde es möglich, einigen der angesprochenen prinzipiellen Probleme auch anders zu begegnen.

Digitale Filter ermöglichen nicht nur eine Amplitudenentzerrung, sondern auch eine Phasenentzerrung. Mit ihnen konzipierte Aktiv- oder zumindest korrigierte Passivboxen können die Laufzeitunterschiede ausgleichen. Sie verhindern aber nicht die mit der Zeilenanordnung der Chassis verbundene Bündelungswirkung. Die Optimierung bleibt also auf einen engen Hörbereich beschränkt bzw. stellt einen Kompromiß aus mehreren Hörpositionen dar.

Die erste aktive Lautsprecherbox mit digitaler Signalverarbeitung war die Revox Scala zum Preis von EUR 25.000 (Anfang 1994). Da bei dieser auch die Frequenzweiche digital realisiert ist, gibt es die besten Voraussetzungen für ein unverfälschtes Klangerlebnis. Als Version Revox Scala 3.6 ist sie für EUR 8.000 zu haben (Anfang 1998).
Einen etwas anderen Weg geht die Firma Canton seit 1995 mit ihrer Canton Digital 1 bzw. Digital 2 (1997). Bei ihnen handelt es sich um Mehrwege-Passivboxen, die mit einem Digital-Controller in Amplitude und Phase auf den Hörraum eingemessen werden. Die Resultate sind beachtlich und der Preis mit EUR 3.000 für die Digital 2/98 gegenüber der Scala noch moderat. Wunder können diese Lautsprecher allerdings nicht vollbringen, der optimale Höreindruck stellt sich nur innerhalb der begrenzten Hörzone ein. Während Canton mittlerweile keine Digital-Boxen mehr anbietet, gibt es bei Revox neben der Scala 3.6 noch das Modell Prestige.

Canton Digital 2/98                    Scala                   Prestige

Die aus dem Studio-Bereich bekannte Firma Klein+Hummel bietet einen aktiven Studiomonitor mit digitaler FIR Filtertechnologie an. Bei diesem Drei-Wege-Lautsprecher O 500 C werden die Digitalfilter neben der Frequenzweiche für die Optimierung des Amplituden- und Phasenverhaltens eingesetzt. Der Preis liegt bei 10.000 EUR pro Stück.

KH

Darüberhinaus gibt es (für ca. 3.500 EUR) von Klein+Hummel einen Digital Controller Pro C 28, mit dem eine linearphasige Entzerrung von Lautsprechern ermöglicht wird. Frequenz- und Phasengang lassen sich getrennt einstellen.

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Letzte Änderung: 19.11.2007